Fr 23. Feb 2024, 23:05
Aldo und Aiden: Das Naheliegende vorneweg: Stilistisch ist das Segment natürlich sehr gut, sowohl bezogen auf die Redeparts als auch auf die Zwischenbeschreibungen und vor allem darauf, wie alles ineinandergreift, um die Figuren lebendig wirken zu lassen. Inhaltlich sind zwei Sachen spannend und zwar zum einen, wie der Charakter Aldo Nero ausgearbeitet wird, der einerseits natürlich ein arroganter Typ ist, aber andererseits auch nicht alles an übermäßigem Selbstvertrauen abprallen lässt (also etwas anders als ich in damals bei GTCW geschrieben hat, was für mich einfach ein interessanter Vergleich ist). Die andere Sache ist die „Mission“ von Aiden Rotari und die Frage nach seinem Motiv. Naheliegend ist angesichts seiner aktuellen Storyline rund um den GFCW-Umbruch, dass er sich Aldo Nero warmhalten möchte („kein böses Blut“), um ihn später zu rekrutieren, sofern sich Nero als hoffnungsvolles Talent erweist. Andererseits ist vom „alten“ Rotari aus den letzten Jahren bekannt, dass er eigentlich vor allem an sich denkt und meistens einen Plan B im Kopf hat. Ist die neue Generation-Sache am Ende also vielleicht nur ein Schema, um sich selbst zu pushen und die Sache an sich ist ihm völlig egal? Kann sich in mehrere Richtungen entwickeln und das ist gut.
Flugzeugdudes diesmal ohne Flugzeug: Angesichts der Anspielungen auf Kais GFCW-Rückblick und des Schreibstils habe ich einen Verdacht, wer der Schreiber ist und damit verbunden auch wer die Charaktere sein könnten. Behalte den Tipp aber logischerweise erstmal für mich, damit jeder selbst raten kann. Verwirrt war ich nur über die Formulierung, dass jeder zweite Schritt „metallischen Ursprungs“ zu sein scheint. Hat da einer ein künstliches Bein? Das Skit an sich ist locker zu lesen und hat einige unterhaltsame Dialogzeilen. Satzzeichen werden etwas ausufernd benutzt, unterstreichen damit aber einen etwas trashigen Old School-Vibe, der gewollt ist, denke ich mal. Die Gesichter sind laut den Beschreibungen für die Zuschauer nicht zu erkennen, an Stimme und Körperbau müssten alte Bekannte – mal ganz logisch betrachtet – aber eigentlich ja doch zu identifizieren sein. Aber gut, wir sind beim FW und da gibt es eben keine Bilder, sondern nur Text. Bin gespannt, wer es letztendlich ist…allzu lang sollte man die Inkognito-Sache aber nicht ziehen.
Cardbesprechung: Sehr nice. Sven hat sehr nice Lines und generell den Swag aufgedreht. Da jeder die Kommentatoren anders schreibt ist das Verhalten des Duos zwar nicht wirklich in line mit ihrem sonstigen Auftreten, aber wen juckts? Die Horny-Sven-Version ist die mit Abstand unterhaltsamste seiner Inkarnationen und GFCW-NPCs sind halt GFCW-NPCs, die haben keinen konsistenten Charakter. Ich habe das Bee Movie leider nie gesehen. Aber die SEHR GUTE Cardbesprechung hat meine Lust darauf von 1% auf 2,4% erhöht. Nachtrag: Mir ist aufgefallen, dass die Cardbesprechung gar nicht vollständig ist und der Main Event fehlt. Stattdessen ist der Part dazu random hinten beim Skit von Renegade und Rotari. Hä?
https://www.youtube.com/watch?v=xVWeRnStdSAZK: Wäre das Segment nach dem dritten Absatz (Ich habe beschlossen, nicht in Münster aufzutauchen) einfach zu Ende gewesen, wäre das ein absolut bosshaft heeliger Auftritt gewesen und hätte richtig Eindruck hinterlassen. Ähnlich wie damals als die ersten Skits kamen, wo Müll nach Interviews gefragt hat, der Angesprochene „Nein“ sagte und das Segment einfach zu Ende war…das war auch nice, bevor es mehrfach wiederholt wurde. Naja, auf jeden Fall folgt nach der verpassten Chance noch eine knappe, aber solide Promo, mit der ZK The End sogar einige Props gibt…aber was Weltbewegendes sagt er auch nicht. Bringt die Story nicht weiter, ist aber auch nichts Schlechtes. Der Inbegriff von solide eben. Bei ZK habe ich manchmal den Eindruck, dass er ein wenig vom restlichen Ligengeschehen isoliert ist. Er hat zwar kontinuierlich Fehden mit anderen, aber abgesehen davon dürfte er der Charakter mit dem höchsten Anteil an Soloskits sein…zumindest kommt es mir so vor.
Quasar: Zwei Daumen nach oben, dass ich ein neues Wort gelernt habe. Quasar. Dachte erst, das wäre irgendein Fantasiebegriff, aber das gibt es ja wirklich und es macht sogar inhaltlich Sinn, weil es der aktive Kern einer (GFCW-)Galaxie ist. Also das ist wirklich nice. Ansonsten wiederhole ich das, was ich oben zu den Flugzeugdudes schrieb – gut zu lesen, kurz und bündig. Hoffentlich gibt es diese Show noch die Auflösung.
Ricksenburg-Match: Sinnvolle Wahl mit Ellis und Henry als „Krönung“ der Open-Challenges, weil sie vom Stand her einfach das höchste Team im Nachwuchs sind. Wir ja auch angesprochen. Das Match an sich geht schnell zu Ende, doch die Einbindung der maskierten Gestalten war cool. Da gibt es ein sinnvoll hergeleitetes Motiv für. Vom sportlichen Faktor her haben die ersten zwei Teams durch ihre (klaren) Niederlagen eigentlich keine Titelchance verdient, aber das macht es umso spannender…vielleicht kann ja jemand über sich hinauswachsen, wenn es wirklich um was geht. Und die „Union“ von ChromeStyle und JingerBoa, wenn sie denn im Gauntlet andauert, könnte die Kraftverhältnisse noch weiter verschieben. Auf jeden Fall gut gelöster Zwischenabschluss dieser kleinen Matchserie hin zum PPV.
Corleone und Rotari: Es sind die gleichen Spieler wie beim „Opener“-Skit, also trifft die Einschätzung zur Schreibqualität hier im gleichen Wortlaut zu. Mit Corleone als Gegenpart wirkt Rotaris verbal manchmal etwas „geschwollene“ (nicht negativ gemeint, mir fällt nur kein passenderes Wort ein. Er redet halt nicht so AUF DIE FRESSE wie viele andere Wrestler) Art noch mehr und dieser Dialog wirkt wie ein politisches Gespräch oder wie aus seiner Serie. DIE SCHREIBER HABEN WOHL BUCHWISSENSCHAFTEN STUDIERT UND WOLLEN ZEIGEN WIE KLUG SIE SIND ODER WAS? Jetzt fällt mir der passende Begriff ein: Gewählt. Beide Charaktere haben eine gewählte Ausdrucksweise, die hier miteinander gut harmoniert und ebenso wie beim Skit mit Nero eröffnen sich durch dieses Aufeinandertreffen mehrere Möglichkeiten für die Entwicklung der Story.
BARBAROSSA: Zum Stuhl schlawinern ist eine coole Formulierung, die direkt Bilder im Kopf von BARBAROSSAs betont lässiger Art aufmacht. Generell könnte man häufiger Nomen zu Verben machen, auch wenn die Wörter gar nicht existieren…dadurch wird der Ausdruck individueller. BARBAROSSA und Amélie bilden einen schönen Kontrast, der zu einem kurzweiligen Gespräch führt. Das Highlight ist die Art von BARBAROSSA, völlig die Realität zu ignorieren, um nicht den Hauch von Schwäche oder Zweifel zeigen zu müssen.
Mykru/Camden: Erst dachte ist, ich habe schön wieder ein neues Wort gelernt – Prüffrage. Dann merkte ich zu meinem Bedauern, dass es die Prüf-Frage ist und nicht ein aus dem Französischen entlehntes Fremdwort. PROGRESS verkörpern verbal das, was Rotari nicht ist, nämlich den schnörkellosen In die Fresse-Stil. Damit sind sie in dieser frühen Phase ihrer Charakterentwicklung solide Midcard-Heels. Dreyer steht sehr im Vordergrund, die anderen Zwei haben für mich quasi gar keinen Charakter. Aber das ist wahrscheinlich so gewollt…? Die letzte Reaktion von Camden beschreibt ganz gut den Zwiespalt in diesem Skit: Einerseits möchte man die Fehde (?) zwischen Camden/Mykru und PROGRESS hochhalten, andererseits hat Camden diese Show halt andere Dinge zu tun und so muss man sich die Story erstmal warmhalten, bevor es große Entwicklungen geben kann.
Beksultan und Match 2: Pete und Svens Farbton sind auf dem Grau sogar ordentlich zu lesen, nice.
Aideneyer: Ich frage mich, ob eine geheime Botschaft darin versteckt ist, dass Aidens Redeparts manchmal mit hochgestelltem Anführungszeichen und manchmal mit einem tiefen Anführungszeichen beginnen. Ich finde es nicht gut, dass Rotari so low key ist und ein GFCW-Shirt trägt, er sollte eigene Merchandise-Artikel mit Fischen drauf gestalten und sie tragen und im Shop verkaufen. Sehr sinnvoll, dass PROGRESS und Rotari aufeinandertreffen, weil die Storyansätze zu ähnlich sind, um sie parallel verlaufen zu lassen. Da könnten sich definitiv symbiotische Effekte zeigen. Aber an sich ist auch dieses Skit erstmal ein Kennenlernen und Warmhalten, nichts Weltbewegendes. Progress (die man gar nicht groß schreibt, glaube ich) sind weiterhin ziemlich klassisch Heels, auch wie die makellosen Outfits beschrieben werden, ist irgendwo zwischen Player und den frühen Hott/Meister-Beschreibungen. Aber sie können natürlich im weiteren Verlauf Facetten entwickeln, die sie einzigartig machen. Potenzial ist jedenfalls da, auch weil es stilistisch sehr solide ist.
Skogur-Interview: Im Ausdruck gut, inhaltlich solide. Ein Skit, und das ist jetzt gar nicht negativ gemeint, zu dem man nicht viel sagen kann. Könnte so in jeder realen Wrestling-Show vorkommen und sowas braucht man halt auch, weil es den Eindruck vermittelt, Wrestling sei ein realer, legitimer Sport, weil da werden eben solche Interviews geführt. Ask Skogur wirkt weniger hirschig als früher und nimmt mehr eine klassische Face-Rolle ein. Ob es mir gefällt, dass er diese Besonderheit abgestoßen hat wie ein altes Geweih, kann ich noch nicht sagen. Wird sehr von den Stories abhängen, ob er in seiner Rolle überzeugt oder gegenüber schillernden Charakteren eher an Drive verliert. Klar ist aber, dass GFCW gute Faces immer gebrauchen kann, weil sie traditionell in der Unterzahl sind.
Endo: Der Ansatz, dass zwei sich um den Vater bzw. die Vaterfigur streiten könnte sehr swaggy werden. Vor allem interessant daran ist: So können Nero und The End eine Story miteinander haben, obwohl sie sportlich gesehen in völlig anderen Dimensionen sind. Das ist sehr clever gelöst. Bin dementsprechend gespannt auf die Weiterführung und das auch, weil es so viele mögliche Auflösungen gibt: 1) Es eskaliert und End macht Nero weg 2) Nero ordnet sich irgendwann unter und End hat ein neues Mini-Stable 3) Nero „wirbt“ Corleone wirklich ab und führt dabei zum größten Charakter-Einschnitt in The Ends GFCW-Laufbahn.
Rotarigade: Ich kann mich nicht entscheiden, ob Rotaris Schakal oder Renegade süßer aussieht.
Nero/Rotari: Etwas unglücklich, dass Rotari durch das vorherige Skit schon im Ring ist und dann trotzdem nochmal zur Musik in den Ring kommt. Aber das Lied ist nice, also beschwere ich mich nicht und ignoriere den Logikfehler. Match hatte durch den (halben) Reportstil eine angenehme Länge, Matchverlauf und Sieger sind auch sinnvoll. Nero spielt schon eine gute Rolle, aber Rotari muss erstmal gepusht werden, wenn er der Anführer einer neuen Generation sein will.
Corleone/Nero: Guter Ansatz mit The Ends „Ablenkung“ durch Nero und passend, dass Corleone ihm hier ins Gewissen spricht. Denn damit erfüllt er einerseits seine Rolle als Manager und andererseits kann er sich so rausreden, wirklich Partei zwischen Nero und The End ergreifen zu müssen…schließlich lenkt er vom Thema ab und weist auf Zereo Killer hin. An sich also richtig gutes Skit. Aber ich muss ehrlich sagen, dass mich die Fehde Nero vs Killer in dieser Show nicht wirklich catch. Da Skit endet zwar mit den Worten, dass der Kampf kommen kann…aber kann er das wirklich? ZK wirkt ziemlich unscheinbar im Moment. Bis vor wenigen Wochen hat er sich noch mehr mit dem Puppenspieler beschäftigt und bei dieser Show gab es einen Mini-Auftritt. Der war zwar storytechnisch begründet, aber Fakt ist, dass The End nach wie MVP der Liga ist und ZK wenn überhaupt eine Nebenrolle spielt. Vom Namen her ist es zwar ein großes Titelmatch, aber vom Storyverlauf ist es dafür ziemlich unterwältigend und falls es Bewertung geben würde, sähe ich keine Chance für Killer.
Main Event: Heißt es wirklich „das“ Main Event? Falls ja, dann habe ich es 20 Jahre lang falsch geschrieben. Aber ich weiß bis heute auch nicht wirklich, ob es die Championship oder der Championship heißt, also kann ich grammatikalisch ohnehin nicht tiefer sinken. Zum Match: Sinnvolle Entscheidung von Eric Fletcher, der Progress hier „bestraft“. An sich natürlich keine Bestrafung für einen Wrestler, wrestlen zu müssen, aber Heels sind von Natur aus faul und es ist facig, gerne wrestlen zu wollen. Respektabel finde ich, dass ein Move „Biss des Chihuahuas“ heißt. In dem Zusammenhang wünsche ich mir, dass die aktiven Charaktere alle Rostereinträge haben und appeliere in diesem Zusammenhang an die Spieler, das mal abzuschicken. Finish ist gut gemacht und passt zum Mykru-Charakter, der als stiller Dude hier auf ebenso unsichtbare Weise den Sieg holt. Die Ansetzung des Dooms Night-Matches macht Sinn und ist schlüssig aufgebaut. Für den Go-Home-Moment vor dem PPV ist es natürlich unterwältigend, wenn die letzte War Evening mit der Ankündigung eines Non-Title-Matches zwischen zwei neuen Teams endet, da es hier wohl um die Under- bis Midcard geht, aber da können ja die betreffenden Spieler nichts für. Der Spot vor Dooms Night noch einen Go-Home-Moment zu liefern wäre für die Teilnehmer an High-Profile-Fehden ja offen gewesen und wurde offenkundig nicht beansprucht.
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Fazit: Schreiberisch auf hohem Niveau und inhaltlich schlüssig. Viele interessante Ansätze für die Zukunft und es gibt spannende Charakterstories, die Fehden, die zu PPV-Matches geführt haben, reißen aber ehrlicherweise keine Bäume aus.