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„Von diesem Platz aus werden Ziggy Harms und Miles Henkel den Kampf zwischen Jerome Bieler auf der einen und Iokepa auf der anderen Seite kommentieren.“
Vivien Tolnai sitzt am leeren Kommentatorenpult in der noch ebenso menschenleeren Halle auf dem Gelände des GFCW Performance Centers. Die Abdeckung des Pultes sieht druckfrisch aus, das dunkle Logo der Liga ziert eine mattgraue Fläche. Die Stühle für die in etwas mehr als einer Woche stattfindende Show sind bereits an ihrem Platz im Zuschauerbereich. Hüfthohe Absperrungen trennen den Ringbereich vom Publikum. Die Ungarin blickt sich um.
„Es würde mich nicht verwundern, wenn die Hallen bald viel pompöser und größer sind, in denen die Zwei wrestlen. Nach unseren bisherigen Eindrücken zweifelt keiner im GTCW-Team, dass Bieler und Iokepa zu unseren aussichtsreichsten Talenten zählen. Deswegen bestreiten die zwei das erste Proving Ground-Match.“
Sie folgt mit ihren Augen dem Weg der Kamera, die den Rest des Gebäudes zeigt. In der Ferne ist bereits der Entrancebereich zu erkennen, in dessen Zentrum ein schwarzer Vorhang unbewegt darauf wartet, dass die Nachwuchstalente bei Proof of Concept durch ihn treten, um die Ära von Golden Turnbuckle Championship Wrestling einzuläuten.
„Sie verkörpern beide die moderne Art des Wrestlings. Athletisch und oft spektakulär. Beweglichkeit statt Muskelberge. Aber was sie von vielen ihrer Generation unterscheidet, ist dass sie auch Härte besitzen. Bieler und Iokepa haben eigene Ideen, wie sie das Wrestling entwickeln. Aber sie haben dabei nicht vergessen, was sich über fünfzig Jahre bewährt hat und alles Alte verworfen. Sie haben diese Formel nur erweitert.“
Tolnai legt beide Arme auf dem Pult ab. Man sieht ihr an: Sie könnte sich gut vorstellen, den Kampf am liebsten selbst und noch lieber sofort jetzt zu kommentieren.
„Bei allen Gemeinsamkeiten könnten sie auf persönlicher Ebene kaum unterschiedlicher sein. Bieler ist ein Gewächs der Urbanität, er ist inmitten grauen Betons zu einer schwierigen Persönlichkeit gereift. Iokepa hingegen steht für das Meer und die Freiheit. Für große Träume und ein breites Lächeln. Der hawaiianische Way of Life gegen deutsche Straßenkultur.“
::: Cut :::
Wir befinden uns auf den Straßen Offenbachs, durch die wir Jerome Bieler laufen sehen. Die Kamera folgt ihm, während er durch die Fußgängerzone joggt. Gleichzeitig hören wir seine Stimme aus dem Off:
„Offenbach. Das ist meine Stadt, mein Stolz. Egal, wohin ich gehe, 069 wird immer represented.“
Dann ein harter Cut und wir sehen Ausschnitte seiner Backyard Vergangenheit. Verwackelte Videos mit schlechter Qualität aber eine Sache können wir gut erkennen: Jerome, wie er ohen Rücksicht auf Verluste seinen Körper durch waghalsige Aktionen schindet.
Wieder ein harter Cut. Wir sehen Jerome in der Nahaufnahme. Er steht vor eine Wand mit Graffitti-Tagging. 069 ist groß an die Wand gesprüht. Er macht eine coole Pose und deutet auf das Graffitti.
Harter Cut. Offenbach in der Abenddämmerung, wir sehen Jerome von hinten. Ein schneller Schwenk und die Kamera fährt um ihn herum, sodass wir sein Gesicht sehen, wie er Sonnenuntergang anschaut. Er sieht selbstbewusst und bereit aus. Dann geht sein iPhone, 069 von Haftbefehl ist der Klingelton. Er nimmt es aus der Hosentasche und der Clip fadet aus.
::: Cut :::
„Als ich aufwuchs, hatte ich im Grunde drei Elternteile.“
Durch den auffrischenden Wind wehen Iokepa immer wieder Haare ins Gesicht. Einzelne von der Sonne gebleichte natürliche Strähnen setzen Akzente in der ansonsten dunklen Mähne, die ihm bis über die Schultern reicht. Iokepa sitzt auf einer Bank an der Promenade und rührt mit einem Strohhalm seinen Cocktail um. Hinter ihm tobt das Meer. Das Hemd hat er bis zur Hälfte geöffnet, darunter kommt ein athletischer Körper zum Vorschein.
„Meine Mutter brachte mir bei, Träume zu haben.“
Die Szene mit dem Hawaiianer verschwimmt und macht Platz für Einblendungen von Fotos, die die unverkennbare Ästhetik der früher 2000er aufweisen: Iokepa als Junge in viel zu weiten Shirts mit Cartoonaufdruck. Dann als Jugendlicher schelmisch grinsend mit einem Minigolfschläger in der Hand. Schließlich als Heranwachsender, schon mit sichtlich gewachsenen Muskeln, in einem Wrestlingring beim ersten Training.
„Mein Vater brachte mir bei, auf dem Boden zu bleiben und ein guter Mensch zu sein.“
Weitere Fotos aus der Vergangenheit: Iokepa beim Handshake mit einem unterlegenen Kontrahenten. Eine dankbare Umarmung mit einem Coach nach dem ersten großen Sieg. Dann ein Bild mit einem grauhaarigen Mann, mutmaßlich der Vater, dem Iokepa lächelnd einen just gewonnen Titel für das Fotoshooting umgelegt hat.
„Und das Meer…“
Zurück beim Video: Langsam wendet Iokepa seinen Kopf in Richtung des Ozeans, seine Miene wird sehnsuchtsvoll.
„…brachte mir bei, dass man bei aller Bodenständigkeit auch mal fliegen darf.“
Ein schneller Cut. Iokepa, nun mit freiem Oberkörper und in bunten Shorts, steht auf einem Surfbrett in den sich aufwallenden Fluten. Geübt setzt er zu einem Sprung an und ist nur Momente später mit einem Jubelschrei in der Luft.
„Ich glaube daran, dass man Erfolg haben kann, ohne sich zu verändern. Man kann selbstbewusst ohne in sich selbst verliebt sein. Man kann ein guter Mensch und ein guter Wrestler werden. Dafür bin ich hier.“
::: Fade-Out :::
bei vorhandenen Vignetten, wie in diesem Fall von Jerome Bieler, werde ich den Text einfach nochmal für diese Spotlights übernehmen. Also nicht wundern, wenn euch der Text bekannt vorkommt.
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