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Am Tag nach Skirmish #4
Suraj Patel und Samir Choudhry stehen in der Mitte des Ringes im Performance Center. Die Aufzeichnung von Skirmish ist am vorangehenden Abend abgedreht wurden, zurück blieb nur das leere Skelett der GTCW: Die freien Ränge, der unbesetzte Kommentatorentisch, die Absperrungen, die an fünf von sieben Wochentagen niemand benötigt. Die zwei Inder im Squared Circle bilden mit Körpergröße und Gewicht eindrucksvolle Gestalten. Patel hat das lange pechschwarze und nasse Haar nach hinten geworfen, um den Hals trägt er seine Eisenkette. Powerhouse Samir Choudhry steht in einem Tracksuit mit dem Logo des Teams im Hintergrund und hat die Arme verschränkt wie ein Türsteher, an dem niemand vorbeikommen würde.
Suraj Patel: „Bis gestern habe ich geglaubt, eine Niederlage wäre das Schlimmste, was das Schicksal für einen Wrestler schmieden kann. Was könnte schlimmer sein als die Erniedrigung, bis drei auf der Matte liegen?“
In seiner englischen Aussprache sind neben dem unüberhörbaren Dialekt auch Wut und Enttäuschung zu hören als er die Erinnerung an das Ausscheiden seines Teams im Halbfinale heraufbeschwört.
Suraj Patel: „Jetzt weiß ich: Der Akt der Niederlage kann noch übertroffen werden. Er kann dadurch übertroffen werden, wenn die Person, die für deine Niederlage verantwortlich ist, nicht einmal davon profitiert.“
Choudhry steht starr da und verfolgt den Kameramann, der die Szene mit einer schwankenden Handkamera aufzeichnet, nur mit den Augen. Suraj Patel hingegen spielt in der Redepause gedankenverloren mit der Kette um seinen Hals, lässt sie immer wieder zwischen den Fingern klimpern.
Suraj Patel: „Buzzkill Spencer hat uns den Einzug in das Finale des Turniers gestohlen, indem er einen einzigen schwachen Moment der East Bengal Bruisers ausgenutzt hat. An jedem anderen Tag hätte er verloren, aber dieses eine Mal war er zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Das gestehe ich ihm zu. Was jedoch macht unser Bezwinger im Finale?“
Eine rhetorische Frage. Oder doch nicht? Natürlich erinnert man sich daran, dass Liam Spencer verloren hat an der Seite von Renegade. Aber ist das Alles, worauf Patel hinauswill?
Suraj Patel: „Er schmeißt die Chance weg. Er beweist, wie unrecht sein Triumph über mich war. Liam Spencer hat sich blamiert und uns damit ebenso. Ich fühle mich, als würde diese kümmerliche griesgrämige Gestalt auf dem Grab tanzen, das unsere zerstörte Hoffnung enthält.“
Im Bemühen, seine Wut nicht Überhand nehmen zu lassen, ballt Patel eine Hand zu Fäusten und atmet laut hörbar durch die Nase aus. Choudhry im Hintergrund hat die verschränkten Arme gelöst und fährt sich durch seinen langen, ungepflegten Bart.
Suraj Patel: „Jetzt sind Henry Phoenix Jr. und Ellis Diehl Tag-Team-Champions. Eine Momentaufnahme. Sie waren nicht das beste Team im Turnier und mussten es auch nicht sein, wenn man auf ihren Weg ins Finale blickt. Sie bekamen Durchschnitt hingeworfen und haben Durchschnitt besiegt. Wären sie auf den East Bengal Bruisers getroffen und hätte es diesen klitzekleinen Moment der Schwäche nicht gegeben, in dem wir von Buzzkill und Renegade besiegt wurden, hätten wir ihre Mittelmäßigkeit offengelegt.“
So dünn seine Argumentation auch sein mag – Patel vertritt sie mit voller Überzeugung. In seinem Ausdruck ist kein Hauch von Zweifel, keine Spur von Umdenken. Er steht völlig hinter dem, was er erzählt.
Suraj Patel: „Wir hätten es verdient, uns mit dem Ruhm des Titels zu schmücken. Das Wesen der East Bengal Bruisers ist Dominanz. Dominanz und Stärke. Kein anderes Team repräsentiert so sehr wie wir, wie ein Champion sein muss. Aber diese Chance wurden uns von einem Clown gestohlen, der sie dann weggeworfen hat.“
Er wirft einen kurzen Blick über seine Schulter zu Samir Choudhry. Das Powerhouse strafft die Schultern. Er wirkt wie ein Nashorn, das jederzeit zum Angriff bereit ist. Der Kamermann macht einen Schritt zurück.
Suraj Patel: „Unsere Kultur kennt das Wort Karma. Den Prozess der Wiedergeburt. Sollte Liam Spencer nach seinem Ableben ein zweites Mal unter und Wandeln, wird er in der Gestalt einer Ratte sein.“
Mit einem spöttischen und freudlosen Grinsen entblößt Suraj Patel seine weißen Zähne.
Suraj Patel: „Aber manchmal, da denke ich…“
Die Hand des Bruisers geht zur Eisenkette. Er nimmt sie von seinem Hals und lässt sie laut hörbar durch die Finger gleiten. Wie eine metallene Kobra schlängelt sie an seinem Arm herab, bis Patel sie wieder festhält kurz bevor sie auf die Ringmatte fällt.
Suraj Patel: „…man könnte ihn doch auch schon jetzt als Ratte behandeln.“
Er schwingt die Kette wie eine Liane in Richtung der Ringseile. Die Glieder wickeln sich um das schwingende Toprope.
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