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„Diese Begegnung ist für mich das Duell zweier Philosophien. Breites Lächeln gegen breite Brust.“
Vivien Tolnai im Fokus vor einer Wand mit Sponsorenlogos. Sie sitzt auf einem Regiestuhl, ihre Hände liegen auf den übergeschlagenen Beinen. Ihre dunklen Augen sind auf die Kamera gerichtet.
„Auf der einen Seite ist ein Sonnenschein namens Karol Fabry. Wenn ich ins Performance Center komme und schon am Eingang laute Stimmen und noch lauteres Lachen höre, weiß ich, dass er mit den Jungs trainiert. Mal sehe ich ihn auf den Seilen, mal in der Luft, mal inmitten einer Traube von Menschen, die er unterhält. Immer ist er bei guter Laune.“
Die Erinnerung an diese Momente lässt bei ihr selbst die Ahnung eines Lächelns auf den Lippen erscheinen. Dann macht sie eine Pause — genau so lang, dass ihre zurückliegenden Worte Zeit hatten, auf die Zuhörer zu wirken.
„Dann ist da Aldo Nero. 18 Jahre und schon verdammt gut. Wegen Leuten wie ihm haben wir so viel ins Scouting investiert. Wir wollen die Stars früher als jeder andere entdecken, und wir fanden Aldo Nero. Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn er kein Star wird. Er könnte zwar vom Alter der Sohn eines Antoine Schwanenburg oder eines Robert Breads sein, doch in Sachen Disziplin steht er diesen Superstars schon jetzt in nichts nach. Bei ihm gibt es kein klirrendes Lachen, sondern klirrende Hanteln. Nichts unterhält ihn so sehr wie der eigene Erfolg. Er ist nicht hier, um Freunde zu finden.“
Sie senkt ihre Stimme bei den letzten Worten, dann wird das Bild dunkler und dunkler. Letztlich verschwindet das ebenförmige Gesicht der Ungarin in der Schwärze.
::: Cut :::
„Im Leben geht es immer um Balance.“
Ein Park an einem der warmen Frühlingtage im Mai. Das frische Blattgrün hat die Landschaft vom kahlen Winter zurückerobert. Zwischen zwei Bäumen ist eine Slackline gespannt, auf der Karol Fabry erstaunlich mühelos von einer Seite zur anderen wandert. Seine Stimme kommt aus dem Off.
„Wer den Tanz auf dem Seil zwischen Ernst und Spaß beherrscht, wer Leichtigkeit von Leichtsinn trennen kann, findet sein Glück.“
Am Ende der Slackline angekommen springt er plötzlich ein Stück in die Luft, schnellt seinen athletischen Körper herum und landet in entgegengesetzter Richtung wieder.
„Bloß wagen sich so wenige an diesen Tanz. Viele haben Angst, dass sie fallen. Sie haben so sehr Angst, dass sie es nie versuchen. Wir leben in einer Gesellschaft der hängenden Mundwinkel, in der wir Resignation und hundert graue Tage hinnehmen, weil uns irgendwer in den Kopf gepflanzt hat, dass alles auch noch schlimmer sein könnte. Wir haben das Lachen verlernt, das Staunen und das Träumen.“
Ein Schnitt, jetzt sehen wir eine andere Situation. Noch immer balanciert Karol Fabry. Doch statt der Slackline ist unter seinen Füßen das Ringseil im Performance Center. Er ropewalkt von einem Ringpfosten zum anderen.
„Natürlich bin ich zu GTCW gekommen, um erfolgreich zu sein. Aber ich möchte auch den Tag ein bisschen bunter machen. Ich will euch zum Staunen bringen. Nach den Shows sollt ihr lachend nach Hause gehen. Und wenn ich träume…“
Auf der anderen Seite angekommen bleibt er stehen und blickt in die Kamera. Sein Lächeln hält sich so beharrlich im Gesicht wie er auf den Seilen. Plötzlich springt er über die Kamera hinweg.
„…sollt ihr mit mir träumen.“
Als die Kamera herumschwingt und ihn auf der anderen Seite wieder einfängt, steht er vor einem Plakat. Es wirbt für die Battle um die European Championship.
::: Cut :::
„Du wirst nicht mit 18 Jahren von dieser Liga gesignt, wenn du alles auf die leichte Schulter nimmst.“
Die Stimme ist aus dem Off eingesprochen, denn ihr Besitzer Aldo Nero hat Besseres zu tun als in diesem Moment den Erzähler zu machen: Er liegt auf der Hantelbank. Über ihm – noch im Rack – wartet seine bevorstehende Herausforderung in Form einer Langhantel, die an beiden Seiten mit einer enormen Anzahl von Gewichtsscheiben gefüllt ist.
„Du wirst nicht so gut wie ich, wenn du nicht fokussiert bleibst und hart trainierst.“
Er greift mit beiden Händen die Hantel, lässt sie langsam zu seiner Brust herunterwandern und stößt sie von dort mit dem Ausatmen zurück.
„Ich bin hier, um mich zu beweisen. Ich bin hier, um den Namen Aldo Nero in die Geschichtsbücher zu schreiben.“
Nun ist Nero in einer anderen Situation. In einem graumelierten ärmellosen Hoodie mit dem GTCW-Logo steht er im Squared Circle des Performance Centers. Schweiß läuft ihm von der Stirn. Ein Trainer redet auf ihn ein. Nero hört ohne jeden höflichen Ausdruck, aber doch konzentriert zu.
„Ich bin erst 18, aber ich habe keine Lust auf Spiele. Ich habe auch keine Lust, mich mit Clowns zu befassen. Der Nachwuchs ist für mich nur eine Durchgangsstation. Wenn jemand glaubt, dass ich sein Spielkamerad sein kann…“
Mit einem angereichten Handtuch wischt er sich die Haare trocken.
„…steht er mir im Weg.“
Als sein Gesicht unter dem schwarzen Stoff wieder hervorkommt, ist die Mimik von einem freudlosen, drohenden Ausdruck dominiert.
::: Fade-Out :::
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